Es ist Herbst und damit Sturmflutsaison. Die Menschen im Alten Land und entlang der Elbe leben seit Jahrhunderten mit dieser jährlichen Gefahr und vertrauen auf Schutzanlagen wie Deiche und Sperrwerke, wie das an der Estemündung. Doch genau vor einem Jahr kam es an den Toren des Sperrwerks ausgerechnet mitten in der Sturmflutsaison zu einer solchen Verschlickung, dass die Tore über acht Tage gar nicht und bis Ende November nur teilweise geschlossen werden konnten. Grund waren wahrscheinlich Spül- und Baggerarbeiten der Sietas Werft. Dass es in diesem Zeitraum keinen Nordwestwind und damit kein Hochwasser gab, war ein glücklicher Zufall. Eine Sturmflut hätte zu verheerenden Auswirkungen im Alten Land geführt, da die ‚zweite Deichlinie‘, also die Deiche der Este nur auf vier Meter über Normalnull ausgelegt sind.
Vor wenigen Wochen begann die Pellas Sietas Werft wieder mit umfangreichen Spül- und Baggerarbeiten um ein Schiff mitsamt Dock aus dem Hafen in die Elbe zu schleppen. Ursprünglich hatte die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) der Pella-Sietas-Werft das Spülen untersagt. Aus Sorge, dass dadurch das Estesperrwerk blockiert werden könnte. Doch um zu verhindern, dass die Werft in große Schwierigkeiten kommt, wurde der Werft eine Sondergenehmigung erteilt. Die Stadt Hamburg und der Bund sicherten zu, gemeinsam für die Funktionstüchtigkeit des Sperrwerks zu sorgen.
Wir von der Grünen Fraktion Harburg möchten gerne in einer kleinen Anfrage wissen, ob noch weitere Anträge der Werft für solche Spül- und Baggeraktionen vorliegen und wenn ja, ob diese bereits genehmigt wurden. Außerdem fragen wir die zuständigen Behörden, ob die Funktionstüchtigkeit des Sperrwerks nach der Panne im letzten Jahr regelmäßig getestet wird und mit welchen Ergebnissen. Auch welche Maßnahmen die HPA vorgesehen hat, um die Funktionstüchtigkeit schnell wieder herzustellen, sollte es wieder zu einer Blockierung der Tore kommen interessiert uns.
Sollte es jedoch schlimmstenfalls tatsächlich gleichzeitig zu einer Störung des Sperrwerks und einer Sturmflut kommen, schützt die Estedeichlinie das Hinterland in Cranz und Neuenfelde. Aber: Erst im September hat die HPA im Regionalausschuss Süderelbe berichtet, dass es „keine regelhafte Deichverteidigung der zweiten Deichlinie“ gebe. Wir wollen wissen: Was bedeutet das genau? Ist der Hochwasserschutz noch gegeben? Darüber hinaus hat die HPA berichtet, dass die Sicherung der Deichscharten durch die Feuerwehr mit Sandsäcken und Dammbalken erfolgt und dass von letzteren nicht ausreichend zur Verfügung stünden. Wir möchten wissen: Wann wurde die Verfügbarkeit des mobilen Deichschutzes zuletzt überprüft und wie läuft eine Sicherung im Ernstfall ab? Wie werden Anwohner informiert und ggf. in die Übungen der Feuerwehr mit einbezogen sofern es diese regelmäßig gibt?
Aktuell finden am Fuße des Neuenfelder Fährdeichs außerdem Erdarbeiten statt. Auch hier möchten wir von der Behörde wissen, wie die Rohre verlegt werden, so dass die Hochwassersicherheit während und nach den Bauarbeiten gewährleistet ist.
Die Anfrage wurde am 03.11.2020 eingereicht. Die Behörden haben sechs Wochen Zeit, diese zu beantworten.
Link zur Anfrage: https://sitzungsdienst-harburg.hamburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1008035
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