Planung A 26 Ost nur bei nachgewiesenem Bedarf fortsetzen

Wie im Koalitionsvertrag auf Landesebene festgehalten, wird mit Unterstützung des Hamburger Senats das Planfeststellungsverfahren für die A 26 Ost („Hafenpassage“) vorangetrieben. Der Kreisvorstand der Harburger GRÜNEN und die GRÜNE Fraktion in der Bezirksversammlung Harburg haben weiterhin erhebliche Zweifel an der Notwendigkeit der vorgesehenen Trasse durch Moorburg und den Süden der Elbinsel Wilhelmsburg. Angesichts der zurückgehenden Containerumschlagzahlen im Hamburger Hafen sehen wir den Bedarf für eine zusätzliche Erschließung neuer Straßenverbindungen als nicht gegeben. Wir plädieren daher dafür, erneut zu prüfen, ob der hafenwirtschaftliche Bedarf auch anders befriedigt werden kann. Zudem sprechen die gesetzlichen Verpflichtungen zur Klimaneutralität des Hafens und der Stadt gegen eine zusätzliche Autobahn.

Mit einer Ertüchtigung der bestehenden Hafenhauptroute zwischen Waltershof / Köhlbrandquerung und Veddel samt dortigem Anschluss an die A 255 / A1 gemäß der „Olympia-Planung“ von 2014 würden erheblich weniger Flächen versiegelt. Das gälte auch, wenn teilweise ein Ausbau als Stadtautobahn erforderlich wäre.  Die Entlastung der Hamburger City / Ludwig-Erhardt bzw. Willy-Brandt-Straße würde zudem verstärkt, weil die Umfahrung deutlich kürzer wäre.

Für den Bezirk Harburg entfiele der separate Anschluss Bostelbeks an eine Autobahn. Das wäre zu verkraften, weil die Anschlussstelle Heimfeld leistungsfähig genug ist, um den gewerblichen Verkehr aufzunehmen.

Als Argument für die Wahl der südlichen Trasse („A 26 Ost“) wird häufig genannt, dass nur mit dieser der Rückbau der B 73 zu einer zweispurigen Hauptverkehrsstraße ermöglicht würde. Diese Verknüpfung können wir nicht nachvollziehen. Wir schlagen deshalb vor, dass auf Grundlage des Verkehrsmodells der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) hinterfragt wird, ob es auch anders geht. 

Die Harburger GRÜNEN schlagen folgende Elemente als Teil einer Verkehrswende für den Hamburger Süden ohne eine neue Autobahntrasse in Harburg vor:

  • Ertüchtigung der Hafenhauptroute, um aktuelle und künftige Bedarfe der Hafenlogistik befriedigen zu können, inkl. Anschluss an die A 255 / A 1 im Osten (z. B. auf Grundlage der „Olympia-Planung“).
  • Rückbau der B 73 auf einen Fahrstreifen je Richtung plus zunächst je einen kombinierten Bus- und Radstreifen (analog Max-Brauer-Allee). Nur circa 250 Meter vor und hinter der Anschlussstelle Heimfeld bliebe jeweils zweispurig.
  • Ausbau und Stabilisierung der S-Bahn-Anbindung aus dem Südwesten in das Harburger und weiter in das Hamburger Zentrum.
  • Stärkung der Schienenanbindung durch einen zusätzlichen Regionalbahn-Halt in Neugraben und durch zusätzliche Gleise zwischen Harburg und dem Hamburger Hauptbahnhof.
  • Leistungsfähige X-Bus-Anbindung des Hamburger Südwestens an Altona / Ottensen (Busspur auf der A 7 ab Anschlussstelle Hausbruch nach Norden und auf der B 73). Perspektivisch muss eine zusätzliche Elbquerung per Bahn (Neugraben–Altona) das Ziel sein.
  • Leistungsfähige Busanbindung des Südwestens an die Harburger City (141 und 241 im 10-Minuten-Takt), weitgehend mit Busspuren.
  • Zügiger Ausbau der Radschnellwegverbindungen Neugraben–Finkenwerder und Stade–Hamburg inkl. Stärkung der Fähranbindung über die Elbe.
  • Car-Sharing / On-Demand-Services auch für Süderelbe.

Die GRÜNEN Mitglieder des Bezirks-Ausschusses für Mobilität und Inneres (MOBI) sprechen sich für eine solche Alternative aus: „Mehr Straßen erzeugen mehr Kfz-Verkehr. Diese Logik müssen wir umkehren, wenn wir die Verkehrswende schaffen wollen“, sagt Michael Sander, Vorsitzender des MOBI. Britta Ost, Sprecherin für Süderelbe und Mitglied im MOBI, ergänzt: „Der Rückbau der B 73 – und sei es zunächst provisorisch – muss zeitgleich mit der Inbetriebnahme der A 26 West erfolgen, damit der Verkehr effektiv von der B 73 auf die Autobahn verlagert wird und die Anwohner*innen von Lärm und Abgasen entlastet werden.“ Und Sarah Pscherer, Co-Sprecherin des GRÜNEN Kreisvorstands Harburg, fügt hinzu: „Die Alternativen zum Auto zu stärken ist viel günstiger, als viele Milliarden Euro in eine unnötige Autobahn zu stecken.“

Die GRÜNEN Abgeordneten planen eine in diese Richtung zielende Einwendung im Rahmen der zurzeit laufenden Auslegung der geänderten Planfeststellungsunterlagen. „Die in den aktuellen Unterlagen enthaltene, fortgeschrieben Verkehrsprognose bis 2035 ist aus unserer Sicht fehlerhaft, sowohl bei den angenommenen Voraussetzungen als auch bei den Berechnungen der künftigen Verkehrsströme. Um den verkehrlichen Bedarf nachzuweisen, reicht diese Prognose nicht aus“, so Michael Sander. Fabian Klabunde, verkehrspolitischer Sprecher der GRÜNEN Bezirksfraktion, ergänzt: „Wenn man wegen eines erwarteten Verkehrszuwachses immer neue Straßen baut, statt Alternativen zu prüfen, wird aus einer Prognose ein Programm. Und zwar eines, das den Zielen der Verkehrswende und des Klimaschutzes widerspricht.“