Schulbau in Harburg – ein Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit?

2016 wurden 448 Millionen Euro in den Hamburger Schulbau investiert. Seit 2011 hat die Stadt
insgesamt 1,3 Milliarden Euro für den Bau und die Sanierung von Schulgebäuden eingesetzt.
Für 2017 sind über 40 weitere Baumaßnahmen mit einem Volumen von jeweils über 10 Millionen
Euro in der Planung und Umsetzung. Auch im Bezirk Harburg entstanden und entstehen
zahlreiche neue Schulbauten, so z.B. einer der größten Schulbauten Hamburgs im Quartier
Hanhoopsfeld. In der Pressemitteilung der BSB vom Januar 2017 heißt es:
„Er (SBH) setzt in der Planung auf gute Abstimmungsprozesse mit allen Beteiligten und baut
attraktive moderne Schulgebäude nach hohen energetischen Standards, die den Anforderungen
des Lehrpersonals sowie der Schülerinnen und Schüler gerecht werden…. Alle Schulgebäude
werden nach aktuellen pädagogischen Gesichtspunkten und technischen Standards unter
besonderer Berücksichtigung umweltpolitischer Gesichtspunkte errichtet.“
Die Europäische Kommission fordert von den europäischen Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2020
die Einführung eines jeweils nationalen Niedrigstenergiestandards für Neubauten und umfassend
zu renovierende Gebäude (novellierte „EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von
Gebäuden). Bei öffentlichen Gebäuden soll diese Verpflichtung bereits 2018 gelten.
Bildungsgebäude haben Vorbildfunktion. Zukünftige Schulbauten als Lern- und Lebensraum
müssen sich grundlegend an den Erfordernissen der Funktionalität, Ästhetik und Nachhaltigkeit
orientieren. Es ist deshalb nahe liegend bei Sanierung und Neubau Schulgebäude zum Modell
einer gelebten Nachhaltigkeit zu machen. Hierbei gewinnt die energieeffiziente Schulgebäudegestaltung
an Bedeutung. Stichpunkte sind hier „Plus-Energie-Gebäude“, „Passivhausschulen“
und der Einsatz regenerativer Energien.
Seit 1994 gibt es in Hamburg eine breite Bewegung zur Installation von Solaranlagen auf Hamburger
Schuldächern. Auch im Bezirk Harburg betreiben zahlreiche Schulen erfolgreich Solaranlagen
bereits seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es bestand und besteht ein
großer pädagogischer Konsens, dass diese Anlagen sinnvolle Einrichtungen sind. Eine moderne
zukunftsorientierte Schule ist dem Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtet. In diesem Sinne
muss sie selbst als „Betrieb“ leben, was sie lehrt. So sind Solaranlagen primär pädagogische
Modelle, die durch Anzeigen zu ihrer Leistungsfähigkeit und bezogenen Unterricht den aktiven
Klimaschutz in den Erfahrungs- und Lernraum der Schülerinnen und Schüler rücken.
„Keine Schule über 200“ ist ein neues Kooperationsprojekt von Schulbau Hamburg und Gebäudemanagement
Hamburg GmbH, der Hamburger Klimaschutzstiftung und dem Landesinstitut
für Lehrerbildung und Schulentwicklung Es zielt darauf ab, große Einsparpotentiale von
Schulen mit hohen Energieverbräuchen zu identifizieren und diese durch nicht- oder gering-investive
Maßnahmen zu beheben. Seit dem 1. Juni 2015 werden im Projekt „Keine Schule über
200“ nun knapp 30 Schulen unter energetischen Aspekten von SBH und GMH untersucht. Ziel
ist ein nachhaltiger, energieeffizienter Betrieb der Schule. Für einen langfristigen Erfolg von
Energieeinsparungen in Schulen ist neben der rein technischen Beratung eine Beratung und
Begleitung für pädagogische Aktivitäten und Maßnahmen wichtig. Nur wenn sich das Nutzerverhalten
in Ergänzung zur technischen Optimierung dauerhaft verändert, können die Schulen
auch langfristig von „technischen Neuerungen“ profitieren und Energie einsparen („Energiewendeprojekt“)

Die Bezirksversammlung möge beschließen:

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, von SBH | Schulbau Hamburg und
GMH | Gebäudemanagement Hamburg GmbH und des Landesinstituts für Lehrerbildung und
Schulentwicklung einen Bericht über die konkreten Planungen und Umsetzungen eines nachhaltigen
Schulbaus und eines energieeffizienten Betriebes im Bezirk Harburg anzufordern. Der
Bericht soll schriftlich an den Ausschuss für Gesundheit, Umwelt- und Verbraucherschutz vorgelegt
werden. Insbesondere wird um die Berücksichtigung folgender Fragestellungen gebeten:
1. Wie werden nachhaltige und umweltorientierte Standards im Schulneubau und bei der Schulsanierung
umgesetzt? Inwieweit berücksichtigt der Neubau die modellhafte Implementation derartiger
Konzepte im Harburger Schulbau gerade in Zeiten einer proklamierten Energiewende
und des Klimawandels?
2. Werden insbesondere Nachhaltigkeitsbewertungssysteme für Unterrichtsräume wie BNB UN
2013 (des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit) mit seinen
Kriterien auf Neubauten angewendet und gehen die Standards zukunftsorientiert über den jetzigen
Stand der Technik und der Normung hinaus?
3. Besteht nach wie vor ein Konsens, dass Solaranlagen auf Schuldächern wichtige Einrichtungen
zum gelebten Klimaschutz an Schulen sind, an welchen Harburger Schulen werden sie betrieben
und wie wird die Einrichtung und Verbreitung derartiger Anlagen im Schulneubau berücksichtigt
und gefördert?
4. Gibt es Erfahrungen und Perspektiven zum Projekt „Keine Schule über 200“ im Bezirk?

Übersicht

Antragsteller*In Jürgen Marek
Status weitere Infos zu diesem Antrag in Informationssystem der Bezirksversammlung unter Drucksache 20-2205 hier
Datum  09.03.2017